In Deutschland gibt es jetzt Automaten für die Rückgabe von Kosmetika – Wir kaufen Shampoos, Duschgels und Cremes, verwenden sie und werfen dann die leeren Verpackungen weg, ohne darüber nachzudenken, was damit weiter geschieht. Die meisten Plastikflaschen von Kosmetika landen auf Mülldeponien oder in Müllverbrennungsanlagen, anstatt wiederverwertet zu werden. Jetzt will Deutschland das ändern. Es wurde ein Pilotprojekt gestartet, bei dem man für leere Shampooflaschen Geld erhalten kann, wenn man sie in speziellen Automaten, die in Supermärkten aufgestellt sind, abgibt. Diese Initiative könnte den Ansatz zur Abfallverwertung in Europa völlig verändern.

In Deutschland gibt es jetzt Automaten für die Rücknahme von Kosmetika
Hinter dieser Innovation steht das Start-up Reo aus Heilbronn, das ein System zur Wiederverwendung von Kosmetikverpackungen entwickelt hat. Anstatt im gelben Sack oder im Müll zu landen, können Flaschen von Shampoos, Cremes und Gels nun wie Dosen oder Getränkeflaschen gegen Pfand in einem Automaten abgegeben werden.
Das Projekt startete in München in mehreren Filialen von Kaufland und Voll-Corner, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Im Rahmen des Tests können Verbraucher Verpackungen der Marken Lavera, Sante, Kneipp und Logona zurückgeben, die mit dem Aufdruck „Bring me back to Pfandautomat” gekennzeichnet sind. Für jede zurückgegebene Flasche erhält der Kunde 29 Cent, was einen Anreiz zur Rückgabe schaffen soll.
Wie die Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Reo, Stefanie Reiner, betont, ist das Ziel des Projekts Einfachheit. „Wir wollen, dass das Mehrwegsystem so einfach wie möglich ist. Wenn die Menschen ihre Verpackungen dort zurückgeben können, wo sie ohnehin einkaufen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dies zu einer Gewohnheit wird, erheblich.”

München testet die Zukunft der Abfallverwertung
Das Projekt wird von der Stadt München und dem Zero Waste Innovation Hub unterstützt, da Deutschland plant, bis 2035 klimaneutral zu werden. Das Pilotprojekt läuft über 12 Monate und wird anschließend sorgfältig analysiert: Wie viele Verpackungen wurden zurückgegeben, in welchem Zustand sind sie und sind sie für eine Wiederbefüllung geeignet?
Wie Kanan Kölner von der Initiative Circular Republic betont, hängt der Erfolg des Systems von mehreren Schlüsselfaktoren ab:
- einer hohen Rücklaufquote (80–90 %),
- gemeinsamen Verpackungsstandards
- und der Ausweitung des Systems auf eine größere Anzahl von Marken und Handelsketten.
Wenn die Tests erfolgreich abgeschlossen werden, könnte das Reo-System in ganz Deutschland und schließlich auch in anderen Ländern der Europäischen Union eingeführt werden.
Ein neuer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft
Das Reo-Projekt wird auch von Circular Republic unterstützt, einer Initiative zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, in der Abfall zu Rohstoffen wird. Die Idee basiert auf der Zusammenarbeit vieler Akteure – von Kosmetikherstellern über Einzelhändler bis hin zu Logistikern und Politikern.
Bislang umfasst der Test nur wenige Marken. Wenn es gelingt, Giganten wie Beiersdorf, Henkel oder Unilever zur Zusammenarbeit zu bewegen, könnte Deutschland das erste Land in Europa mit einem vollwertigen Pfandsystem für Kosmetika werden.
Sind die Verbraucher bereit für Veränderungen?
Die wichtigste Frage: Werden die Menschen wirklich bereit sein, leere Kosmetikflaschen zurückzugeben? Nach den ersten Reaktionen der Kunden zu urteilen, lautet die Antwort ja. „Kunden wollen umweltfreundliche Lösungen, aber ohne zusätzlichen Aufwand“, erklärt Christina Schrampf von der Voll-Corner-Kette.
